Off Topic: Thoughts about money and responsibility

Beinahe täglich hört und sieht man in den Nachrichten wie die großen Banken ihr Geld unverantwortlich und unsinnig verspekulieren oder in fragwürdige Projekte investieren. Moment mal: ihr Geld? Banken haben kein eigenes Geld. Meine Gedanken zum Start in das Jahr 2013 betreffen daher die Mitverantwortung aller, auch meiner selbst, die diese fragwürdigen Methoden mit ihren Euros finanzieren. Hat man überhaupt das Recht sich darüber aufzuregen? Ist es denn etwa so, daß man keine Alternativen hat? Und wenn ich schon Geld übrig habe und es einer Institution anvertraue, warum kann ich dann nicht mitbestimmen, ob mein Geld in Kinderarbeit, Atomkraftwerke oder Militärwaffen oder aber in  Sozial- und Umweltprojekte investiert wird bzw. werde überhaupt darüber informiert oder kann irgendwo nachlesen was genau die Bank mit dem Geld macht? Dazu gehen Banken mittlerweile auch noch Pleite und müssen gerettet werden, weil sie scheinbar „systemrelevant“ (=sehr gross) sind. Um ihr Image zu retten, geben die großen Banken mittlerweile Millionen für Fernsehspots zur besten Werbezeit aus. Aber reicht das aus, um uns zu überzeugen, daß alles gut ist?

Fakt ist: es gibt Banken die ihre Kunden in ihre Entscheidungen mit einbeziehen und über ihre Geschäfte aufklären und es gibt Banken die dies nicht tun.

Zweiter Fakt ist: die wenigsten Kunden wissen das, bzw. haben sich jemals mit dem Thema auseinandergesetzt, weil man bei der Bank ist, bei der schon die Eltern waren und wo man in der Kindheit sein erstes Sparbuch eröffnet hat.  Oder bei der Bank, die ihre Filiale gleich an der Ecke hat und wo man irgendwann mal reingelaufen ist, um ein Konto zu eröffnen, ohne sich weiter mit deren Geschäftsmodell zu beschäftigen. Oder es ist schlicht eine Imagefrage, da große Banken für großen (auch persönlichen) Erfolg stehen.

Da aktuell die Zinsen bei allen Banken so gut wie nicht vorhanden sind und sich zwischen 0 und 2 % bewegen, kann das auch kein Grund sein, um die üblichen Verdächtigen mit seinem Geld zu beschenken.

Es fehlt also noch an Aufklärung in diesem Bereich. Beim Wechsel des Stromanbieters tut sich kaum noch ein Kunde schwer. Auch bei der Wahl der politischen Partei informiert man sich über das aktuelle Programm. Die Auswahl von Lebensmitteln orientiert sich bei einem zunehmenden Kundenkreis an ökologischen Maßstäben und Mülltrennung ist in Deutschland sowieso ein sehr beliebter Sport. Banken und Finanzen sind für viele jedoch noch ein heikles Thema, da es um komplizierte Konditionen und um die Sicherheit des eigenen Vermögens geht. Viele denken auch, bei den paar Euros die man überhaupt zurücklegen kann, lohnt es sich nicht, über das Thema nachzudenken. Das ging mir auch so. Aber anfangen kann man immer nur bei sich selbst. Und ich habe zunehmend ein schlechtes Gefühl, wenn ich meine Bank betrete. Aber auch Leute mit mehr Geld geraten in Gewissenskonflikte. So schreibt Bela B. von den Ärzten auf der Seite von Attac

„Meine Kröten sind schon vor vielen Jahren gewandert. Ich war früher bei der Deutschen Bank. Dann bin ich einmal beim Geld abheben am DB-Automaten sehr nachdrücklich darauf hingewiesen worden, dass das sicher nicht die beste Art ist, sein Geld anzulegen – gerade wenn man auch ein politisches Gewissen hat. Tief beeindruckt von dieser Art Zivilcourage habe ich die Bank gewechselt. Ich hoffe, dass sich noch viele Leute für eine Bank entscheiden, die ethische Maßstäbe an ihre Geschäftspraxis anlegt!“

Leider hat nicht jeder so ein politisches Gewissen. Es soll ja sogar Leute geben, die ihr Heimatland verlassen und sich von einem Verbrecher wie Putin hofieren lassen, nur um ihre Millionen zu schützen.>>

Was gibt es überhaupt für Banken?

Um überhaupt erstmal eine Orientierung zu bekommen, mußte ich mir zunächst einen Überblick verschaffen, was es für Banken gibt und wie sich diese voneinander unterscheiden. Grundsätzlich gibt es 3 verschiedene Bankenmodelle in Deutschland. Die privaten Banken, die öffentlich-rechtlichen Banken und die genossenschaftlichen Banken. Daneben gibt es Alternativbanken, die teilweise Aktiengesellschaften und teilweise Genossenschaftsbanken sind.

Private Geschäftsbanken

Deutsche Bank, Commerzbank, Deutsche Postbank (gehört seit 2008 zur Deutschen Bank!), ING-DiBa und Unicredit/Hypovereinsbank sind große private Geschäftsbanken. Es sind besonders die großen Banken, die mit heiklen „Finanzprodukten“ handeln, die massive Lobbyarbeit betreiben und bei denen Investmentbanker atemberaubende Gehälter und Boni kassieren.

Öffentlich-rechtliche Banken

Die meisten Sparkassen sind Anstalten öffentlichen Rechts und in der Hand der jeweiligen Städte und Gemeinden. Einige Sparkassen sind nicht unmittelbar in öffentlicher Hand (zum Beispiel die Sparkasse Bremen AG, die Lübecker Sparkasse AG und die Hamburger Sparkasse AG (Haspa)). Dazu kommen die Landesbanken, die vor allem von den jeweiligen Bundesländern und Sparkassenverbänden getragen werden. Neben ihrem öffentlichen Auftrag, Bankgeschäfte und Wirtschaft zu unterstützen, sind sie seit einigen Jahren auch im Investmentgeschäft tätig.

Genossenschaftliche Banken

Volks- und Raiffeisenbanken sowie die Spardabank sind eingetragene Genossenschaften. Die Genossenschaftsbanken sind in Regionalverbänden organisiert und haben zwei Zentralbanken, die DZ Bank AG und die WGZ-Bank AG. Sie erfüllen einerseits zentrale Servicefunktionen für die Genossenschaftsbanken, sind andererseits aber auch national und international als Geschäftsbanken aktiv.

Alternative Banken

Die GLS Bank, die Triodos Bank, Umweltbank und Ethik-Bank ordnen ihre Geschäftspolitik ausdrücklich nicht nur Aktionärsrenditen, möglichen Zinserträgen oder niedrigen Zinslasten ihrer Kunden unter. Sie haben sich strenge Regeln gegeben, nach denen sie ihr Bankgeschäft nachhaltig, menschlich und umweltverträglich gestalten wollen.

Wie wähle ich die richtige Bank aus?

Auch wenn einige Genossenschaftsbanken und Sparkassen an den Finanzmarkten mitspekulieren und unlautere Investitionen tätigen, sind sie doch meistens den privaten Geschäftsbanken vorzuziehen. Sie sind immer noch mehr am Gemeinwohl orientiert als die großen Geschäftsbanken. Zudem haben wir an der Wahlurne theoretisch auch Einfluss auf die Geschäftspolitik der Sparkassen. Denn deren Aufsichtsorgane, die Verwaltungsräte sind mit gewählten PolitikerInnen oder von ihnen bestimmten Bürgern besetzt, die den Vorstand bestellen und die groben Linien der Geschäftspolitik festlegen. Doch auch die demokratische Kontrolle einer Sparkasse sollte sich nicht in einer Stimmabgabe erschöpfen, zumal die Verquickung von Sparkassen- und Politikerinteressen in manchen Orten zu problematischen Entscheidungen führten. Die meisten kleinen Unternehmen vor Ort werden von Volksbanken und Sparkassen finanziert. Diese Unternehmen sind darauf dringend angewiesen, da die Großbanken an diesem Geschäft in der Regel aus Renditeüberlegungen kein Interesse haben.

Wer möchte, dass das eigene Geld nicht für Atom- und Rüstungsgeschäfte eingesetzt wird und wer eine Bank sucht, die Spekulation mit Nahrungsmitteln ebenso meidet wie anrüchige Geschäfte in Schattenfinanzplätzen, sollte allerdings zu einer der Alternativbanken wechseln.

Allerdings muss man sich auch hier mit den Hintergründen beschäftigen und sich überlegen, ob man mit dem Geschäftsmodell und der dahinterliegenden Ideologie zurecht kommt. So kann ich es durchaus verstehen, wenn manch einer Zweifel hat aufgrund des anthroposophischen Hintergrunds der GLS und der Triodos Bank. Als sehr guten Beitrag zu diesem Thema kann ich den Blogeintrag auf dem Blog „miculog“ empfehlen, der sich intensiv mit dem Thema beschäftigt, da er mit Anthroposophie und „Öko-Hippie-Geeks“ nix am Hut hat und erklärt, warum er sich dennoch für die GLS entschieden hat. Seit die GLS 2003 die linksausgerichteten Ökobank übernommen hat, versteht sie sich selbst auch nicht mehr als anthroposophische Institution. Die GLS hat den großen Vorteil, daß sie im Gegensatz zu den anderen Alternativbanken über Filialen verfügt und man auch bei allen Volks- und Raiffeisenbanken auf sein Geld zugreifen kann. Die Umweltbank ist eine reine Direktbank, dafür bietet sie mehr Zinsen auf Sparkonten an. Für ein Sparkonto ist sie demnach sehr gut geeignet. Die Ethikbank ist aus der Volksbank Eisenberg entstanden, einer kleinen Genossenschaftsbank in Thüringen. 2002 gründete sie eine Zweigniederlassung unter der Bezeichnung EthikBank, die ihre Kundengelder nur in sorgfältig ausgewählte Unternehmen und Länder investiert und ebenfalls ausschließlich als Direktbank auftritt. Es empfielt sich also vielleicht erstmal probeweise ein kleines Sparkonto bei einer alternativen Bank anzulegen, um auszuprobieren, wie es so um den Service bestellt ist, bevor man mit seinem Girokonto umzieht. Der Vorteil all dieser Alternativbanken ist es, daß sie bis ins Detail offenlegen, was sie mit den Geldern ihrer Kunden anstellen.

Jeder hat es in der Hand sich zu informieren und zu überlegen wem er sein Vertrauen schenkt. Ich möchte dafür plädieren dies zu tun und nicht aus Bequemlichkeit den größten Macker auf dem Platz zu unterstützen. Danke!
[youtube http://www.youtube.com/watch?v=Dgt0jybQwiU?rel=0]

Links:

Informationen zum Bankwechsel von Attac: http://www.attac.de/aktuell/bankwechsel/worum-geht-es/

Vordruck für einen Abschiedsbrief an die alte Bank von Attac: Banken-Abschiedsbrief

Sehr guter Blogbeitrag zum Thema Öko-Hippies bei der GLS: http://blogs.fsfe.org/micuintus/2011/06/13/ethisches-investment-die-gls-bank-esoterik-in-der-oko-und-hippiebewegung/

Artikel in Spiegelonline von 2010: http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/ethische-banken-die-kroetenwanderung-a-694795.html

Aus der Volksbank Eisenberg wird die Ethikbank: http://de.wikipedia.org/wiki/Volksbank_Eisenberg

http://www.nachhaltiges-investment.com/oekobanken.php

3 commentaires sur “Off Topic: Thoughts about money and responsibility

  1. Sehr guter Artikel. Bin schon seit Jahren bei der Umweltbank. Allerdings hat die kein Tageskonto oder Kreditkarte. Deshalb habe ich noch eine 2. Bank, die wohl nicht so politisch korrekt wie die Umweltbank ist: Deutsche Kreditbank. Liebe Grüße. Enrico

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